Bei Rückenschmerzen fällt der Verdacht schnell auf die Bandscheiben. Tatsächlich aber ist ein Bandscheibenvorfall deutlich seltener die Ursache für Rückenprobleme, als weithin angenommen. Wie aber lässt sich im Fall des Falles ein Bandscheibenvorfall erkennen? Und was genau passiert eigentlich dabei im Körper? Erfahren Sie hier mehr zum Thema Ursachen und Symptome.
Unsere Bandscheiben: Hintergrundinformationen
Unsere Bandscheiben dienen als Stoßdämpfer der Wirbelsäule. Zwischen jeweils zwei Wirbelkörpern sitzt eine Bandscheibe, die wie ein Gelkissen Stöße und Erschütterungen abfedert und für eine gleichmäßige Druckverteilung auf die Wirbelkörper sorgt.
Jede Bandscheibe besitzt einen zähflüssigen Gallertkern, der von einem Ring aus Faserknorpel und Bindegewebe umgeben ist. Eine Bandscheibe ist ca. 4 mm dick.
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Doch nicht immer bleiben Bandscheiben an den ihnen vorgesehenen Platz zwischen den Wirbelkörpern. Folgende Szenarien sind möglich:
Bandscheibengewebe wölbt sich vor (Bandscheibenvorwölbung – Protusion)
Bandscheibengewebe tritt aus (Bandscheibenvorfall – Prolaps)
Die Lokalisation des Bandscheibenvorfalls kann dabei variieren:
Besonders häufig: Bandscheibenvorfall im unteren Lendenwirbelsäulenbereich (lumbaler Bandscheibenvorfall)
Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (zervikaler Bandscheibenvorfall)
Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule (thorakaler Bandscheibenvorfall)
Doch nicht allein die Vorwölbung bzw. der Austritt der Bandscheibe ist schmerzhaft, sondern die Schmerzen entstehen dann, wenn das Bandscheibengewebe auf umliegende Nervenwurzeln drückt (Nervenwurzelkompression). Insofern kann ein Bandscheibenvorfall mitunter sogar völlig schmerzfrei und damit unbemerkt verlaufen!
Welche Ursachen für einen Bandscheibenvorfall gibt es?
Unsere Bandscheiben leisten Tag für Tag Schwerstarbeit – schließlich sind sie als Stoßdämpfer beinahe kontinuierlich gefordert. Nur in der Nacht können sie sich von ihrem „Job“ erholen.
Insofern ist es verständlich, dass unsere Bandscheiben einem natürlichen Abnutzungsprozess unterliegen. Tatsächlich gilt das Alter als einer der wesentlichen Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall.
Doch auch Bewegungsmangel, Übergewicht sowie Fehlhaltungen beim Sitzen, Tragen oder Heben können einen Bandscheibenvorfall begünstigen. Nicht zuletzt ist es eine schwach ausgebildete Bauch- und Rückenmuskulatur, die das Risiko für einen Bandscheibenvorfall erhöhen kann.
Bandscheibenvorfall: Symptome erkennen
Kein Bandscheibenvorfall ähnelt dem anderen. Ob Schmerzen auftreten hängt davon ab, ob das vorgewölbte Gewebe auf umliegende Nerven drückt. Ist dies der Fall, gehen die Schmerzen von der betroffenen Region aus.
Schmerzen im unteren Rücken sind bei einem Bandscheibenvorfall im unteren Lendenwirbelsäulenbereich typisch
Schmerzen an der Halswirbelsäue deuten auf einen „zervikalen Bandscheibenvorfall“ hin.
Die Schmerzen können auch auf umliegende Bereiche ausstrahlen. So sind zum Beispiel Schmerzen in Beinen und Füßen und sogar in der Großzehe bei einem Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelsäulenbereich möglich.
Die Schmerzen werden beim Husten, Niesen oder Pressen verstärkt. Auch Reflexausfälle, Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen können mit Fortschreiten der Wurzelkompression auftreten.
Mitunter ist auch eine Störung der Harn- und Mastdarmentleerung möglich – in diesem Fall ist eine schnelle Operation wichtig.
Anzeichen erkennen
Bandscheibenvorfall: Symptome
Starke Rückenschmerzen (z. B. im unteren Rücken)
Ausstrahlung der Schmerzen auf die umliegende Region (insbesondere ins Bein)
Kribbeln in den betroffenen Regionen
Ausfall- und Lähmungserscheinungen
Schwierigkeiten bei der Harn- und Mastdarmentleerung
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Lähmungserscheinungen, Urin- oder Stuhlinkontinenz sind wichtige Alarmsignale, die ärztlich abgeklärt werden müssen. Denn treten diese Symptome im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls auf, ist in der Regel eine Operation erforderlich. Nur so können das vorgefallene bzw. ausgetretene Bandscheibengewebe entfernt und somit auch die Funktionsstörungen behoben werden. Gut zu wissen: Bandscheiben-OPs sind wesentlich seltener erforderlich, als viele denken.
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Schmerzen lindern
Damit sich die Betroffenen schnell wieder normal bewegen können, ist im ersten Schritt eine zuverlässige Schmerzlinderung gefragt. Das ist wichtig, damit die „Rücken-Geplagten“ keine unnatürliche Schonhaltung einnehmen. Denn diese kann Verspannungen auslösen und so bestehende Rückenprobleme verschlimmern bzw. neue hervorrufen. Zudem können zum Beispiel auch physiotherapeutische Übungen erst dann ausgeführt werden, wenn die Schmerzen unter Kontrolle sind.
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Sanfte Bewegung und Physiotherapie
Heute wird bei einem Bandscheibenvorfall in aller Regel keine Bettruhe mehr verordnet. Stattdessen raten Experten zum Beispiel oft zu einer Physiotherapie. Denn sanfte Bewegung hilft, die Wirbelsäule zu entlasten und wirkt neuen Rückenproblemen entgegen. Auch leichte sportliche Betätigung ist in der Regel sinnvoll und unterstützt den Heilungsprozess. Aber Vorsicht: Risikobehaftete Sportarten wie z. B. Fußball, Tennis & Co. sind nicht geeignet. Radfahren, Nordic Walking, Schwimmen und Aqua-Gymnastik können dagegen in der Regel empfohlen werden. Im Zweifel sollten Sie den Arzt um Rat fragen.
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Wärme
Warme Bäder, eine Moorpackung oder eine Wärmflasche – solche und ähnliche Anwendungen empfinden viele „Bandscheiben-Geplagte“ als wohltuend. Sie regen die Durchblutung an und können so den natürlichen Heilungsprozess unterstützen.
Wichtig:
Wärme kann bei muskulären Verspannungen und chronischen Beschwerden helfen. Bei akuten bzw. entzündlichen Prozessen sind Wärmeanwendungen kontraproduktiv.
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Massagen & Entspannungsverfahren
Eine professionelle Massage beim Physiotherapeuten kann zur Reduktion der Muskelspannung beitragen, die Durchblutung fördern und auf diese Weise helfen, die Schmerzen zu lindern. Auch Entspannung wirkt sich häufig positiv aus: Unter den Entspannungsverfahren wird die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson im Rahmen einer Schmerztherapie am häufigsten angewendet. Bei dieser Methode lernen die Patienten nicht nur, wie sie mental „locker lassen“ können – auch die Muskulatur wird dabei entspannt.
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